Rückkehr nach 53 Jahren

„Also, von außen sieht die Schule noch genau so aus wie damals.“ – so lautete das Urteil der ehemaligen Schüler, die sich 53 Jahre nach ihrem Abschluss am Samstagnachmittag zu einem Rundgang durch die Schule trafen. Von den 39  jungen Frauen und Männern, die am 04. Juli 1970  ihre Abschlusszeugnisse bekommen haben, waren 18 zum Klassentreffen gekommen. Ich durfte die Gruppe durch die Schule führen und möchte euch heute erzählen, was sich in den letzten 50 Jahren doch verändert hat.

Die Abschlussklasse 10a aus dem Jahr 1970 zu Besuch in ihrer alten Schule

In den alten Klassenbüchern kann man sehen, dass die Woche damals immer mit einem Schulgottesdienst begann. „Für die evangelischen Kinder kam der Pfarrer in die Aula. Dort war vorne ein großes Podest, auf dem auch das Klavier stand. Die Katholiken gingen zum Gottesdienst in die katholische Kirche. Die erste Stunde fing dann später an als an den anderen Wochentagen. “ Die Schulwoche ging damals bis Samstag, da waren immer 4 Stunden Unterricht. Außerdem gab es schulfrei an mehreren Feiertagen, die heute gar nicht mehr bekannt sind, wie z.B. der Feiertag zu Ehren der Heiligen Peter und Paul am 29. Juni.

Die Schülerliste im Klassenbuch enthielt übrigens zuerst die Namen der Jungen. Dann folgte entweder ein sauber gezogener Strich oder einige freigelassene Zeilen, bevor die Mädchennamen ebenfalls eingetragen wurden. Zu jedem Schüler und jeder Schülerin wurde sorgfältig im Klassenbuch festgehalten, wie der Name des Erziehungsberechtigten war, dessen Beruf und die Adresse der Familie. Außerdem wurden alle Klassenarbeitsnoten im Klassenbuch eingetragen. Das wäre heute aus Datenschutzgründen gar nicht mehr erlaubt. Sonst hat sich nicht so viel im Klassenbuch verändert. Auch damals schon wurde eingetragen , wer fehlte und wer Unsinn machte. In der damaligen 10a wurden zum Beispiel Schüler eingetragen, die den Unterricht „durch Albernheiten“ störten oder die „nicht gestellte Aufgaben“ bearbeiteten, also etwas machten, was nichts mit dem Unterricht zu tun hatte.

Als wir uns den schön gestalteten unteren Schulhof anschauten, kam die Frage auf, wo denn die Wetterstation abgeblieben sei. Ende der 1960er Jahre gab es dort eine Wetterstation, die vom Klassenlehrer, Herrn Schoon, aufgebaut worden war. Dort wurde im Sommer um 9:30 Uhr immer nachgesehen, wie warm es war und dann entschieden, ob es hitzefrei geben sollte.

Die Schulhöfe waren viel einfacher gestaltet als heute – es gab keine Spielgeräte. Auf dem Hof, wo heute die Basketballkörbe stehen, war der Schulhof für die Jungen. Sie durften dort spielen. Dort, wo heute der Innenhof ist (den Neubau gab es zu dieser Zeit noch gar nicht), war der Platz für die Mädchen. Die ehemaligen Schülerinnen erzählten, dass dort ein Oval aus Steinplatten angelegt war und dass sie in der Pause auf diesen Platten immer im Kreis gehen mussten. Sie durften auch nicht stehenbleiben, um ihr Pausenbrot zu essen. Gut, dass es diese Regel heute nicht mehr gibt.

Die Fenster, Türen und auch die Pinnwände im Altbau gab es bereits, als die damalige 10a 1970 ihren Abschluss machte. Eure Stühle und Tische sind allerdings wesentlich moderner als das Mobiliar von damals. Ihre Schulzeit begonnen hatte die Klasse im heutigen Raum 107. Viele Sätze mit „Weißt du noch…“ zogen sich durch die Gespräche am Samstag, als versucht wurde, die Sitzordnung von früher zu rekonstruieren. Im Speiseraum der Mensa war damals der Klassenraum der Parallelklasse – gegessen wurde in der Schule nur im Hauswirtschaftsunterricht. Allerdings gab es auch Ende der 1960er Jahre schon einen Neubau, in dem die Klassen dann das 10. Schuljahr verbringen durften.

Das ursprüngliche Schulgebäude endete mit dem heutigen Biologie-Raum, der früher der Chemieraum mit ansteigender Bestuhlung wie in einem Hörsaal war. Die Gruppe erinnerte sich daran, dass die Baustelle für den Anbau mit Planen abgetrennt war und dass der ein oder andere verbotenerweise damals auch mal auf der Baustelle gespielt hat. Neu gebaut wurde damals der Gebäudeteil, in dem heute das Sekretariat und im Obergeschoss die Schülerbücherei und Raum 228 sind. Außerdem entstand die Turnhalle. Auf dem Fußboden im Obergeschoss könnt ihr genau erkennen, wo der „Neubau“ begann – dort ist eine Dehnungsfuge im Boden. Achtet mal darauf, ihr werdet sie bestimmt finden.

Unser Neubau wurde erst im Jahr 1995, 5 Jahre vor dem 175jährigen Geburtstag unserer Schule, eingeweiht. Zur Schulzeit unserer Gäste war dort eine große Wiese, auf der oft Fußball gespielt wurde, obwohl das dem damaligen Hausmeister gar nicht gefiel.

In den beiden neu entstandenen Klassenräumen durften also die beiden Klassen 10 das letzte Schuljahr bestreiten. Genau wie heute haben sie bereits Abschlussarbeiten in Deutsch, Mathematik und Englisch geschrieben. Und auch der letzte Schultag war am Dienstag der Woche, in der die Entlassfeier stattfand.

In den Erzählungen der ehemaligen Schülerinnen und Schülern ging es häufig um die Strenge der damaligen Lehrer, aber auch immer wieder um Freundschaften und lustige Erlebnisse in ihrer Schulzeit. Einer der Herren brachte das Gefühl auf den Punkt: „Ich bin immer gerne hier zur Schule gegangen.“

Vielen Dank für den Besuch und die Einblicke in die Geschichte unserer Schule.

Vielleicht sehen wir uns in zwei Jahren zur 200-Jahr-Feier wieder.