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Chronik von 1825-1954

Mit Verfügung vom 5. Sept. 1825 genehmigte die Königliche Regierung zu Düsseldorf die Einrichtung einer höheren Bürgerschule in Hückeswagen, die häufig auch als Rektoratschule oder höhere Stadtschule bezeichnet wurde.

Der Unterricht begann im April 1826 – nach einigen Umbauarbeiten – im Schulhaus der lutherischen Konfessionsschule in der Kölner Str. 30 (dieses Haus existiert heute noch und steht unter Denkmalschutz). In zwei Klassen wurden Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren insbesondere in Fremdsprachen (Französisch, Englisch, ab 1860 auch Latein) und Naturwissenschaften unterrichtet. Den Unterricht in den vier Lerngruppen Sexta, Quinta, Quarta und Tertia erteilten zwei von der Gemeinde besoldete Lehrkräfte, der Rektor und ein weiterer Lehrer. Neben einer erweiterten Bildung sollten die Schüler auf die Obertertia eines Gymnasiums (Wipperfürth, Lennep) vorbereitet werden. Die Schülerzahlen in den ersten 50 Jahren des Bestehens schwankten wohl zwischen ca. 20 und 50 Schülern.

Schulgebäude am Schmittweg – 1883 – 1912
„Bieg’sches Hinterhaus“ – Aufnahme aus dem Jahr 1975 nach Abbruch des Vorderhauses. Im Hintergrund (rechts) sieht man einen Teil der Kath. Kirche.

Im Jahr 1875 wurde aufgrund „fortschrittlicher Bestrebungen“ die Rektoratschule zusammen mit der evangelischen Stadtschule und der katholischen Stadtschule zur Hückeswagener Simultanschule vereinigt, nach heftigen schulpolitischen Auseinandersetzungen innerhalb der Hückeswagener Bürgerschaft 1883  aber wieder aufgelöst.

Unterstufe um 1902
Schülerinnen und Schüler der Sexta und Quinta mit Rektor Degelmann (Mitte) und Lehrer Röhlich (rechts mit Sohn) vor dem Schulhaus am Schmittweg.

Stark schwankende Schülerzahlen (zwischen 25 und 73) und teilweise räumliche Enge kennzeichneten die nächsten fast 30 Jahre Rektoratschule. So wurden im Jahr 1907 zwei Mädchen-Oberklassen ins Hückeswagener Schloss (Rathaus) ausgelagert. Der Unterricht wurde wie schon in den Anfangsjahren der höheren Bürgerschule neben stundenweise eingesetzten „Hilfslehrern“ vom Rektor und einem weiteren Lehrer erteilt. Hier namentlich zu erwähnen sind die Rektoren Heinrich Gottfried Degelmann (1883 – 1906) und Eduard Bellinger (1907 – 1931) sowie Mittelschullehrer Wilhelm Blankertz (1904 – 1932), ein auch über Hückeswagen hinaus bekannter Heimatforscher. Erst 1907 wurde mit Frl. Ottilie Reichard (bis 1927, verh. Meuser) eine dritte Lehrkraft eingestellt.

Die Schüler der Untertertia 1915

Aufgrund finanzieller Erwägungen – hervorgerufen durch kurzzeitig wieder gesunkene Schülerzahlen – entschloss man sich im Jahr 1912, die höhere Stadtschule (Rektoratschule) und die evangelische Volksschule zu einer Personalunion zu vereinigen. Die höhere Stadtschule erhielt Gastrecht in der evangelischen Stadtschule in der Weierbachstraße und konnte somit die Räume im Biegschen Hinterhaus und im Schloss aufgeben. Wohl als Folge des gemeinsamen Schulhauses stieg die Schülerzahl rasch an und erreichte 1915 die „Traumgrenze“ 100. In diesem Jahr wurde auch offiziell die Obertertia eingerichtet, wodurch der Anschluss an das Gymnasium wesentlich verbessert wurde.

Das Lehrerkollegium im Jubiläumsjahr 1925
stehend: (v.l.n.r.) Pfarrer Boventer, Herr Eigen, Frl. Schmitz (verh. Hütwohl), Herr Laumanns (Stud. Ass.), Herr Franz
sitzend: Frl. Veltwisch (Stud. Assn.), Rektor Bellinger, Herr Blankertz, Frau Meuser (geb. Reichard)

Die angewachsenen Schülerzahlen erforderten zusätzliche Lehrkräfte. So bestand das Kollegium im Jubiläumsjahr 1925 aus acht Lehrkräften und dem katholischen Pfarrer. (Die Hundertjahrfeier wurde am 2. und 3. Mai in feierlicher Form begangen.) Ein Jahr später wurde mit Genehmigung der Regierung die 6. Klasse (Untersekunda) angegliedert und mit Verfügung vom 21. April 1927 die höhere Stadtschule als vollausgestaltete Mittelschule mit eigenem Abschluss anerkannt. (Ostern 1927 erhielten die ersten 10 Jungen und 5 Mädchen das Zeugnis der „Mittleren Reife“.)  1931 und 1932 gingen zwei Lehrer-Persönlichkeiten in Pension: Rektor Bellinger (30.9.1931) und Wilhelm Blankertz (30.9.1932), der die Schule im letzten Jahr „auftragsweise“ geleitet hatte.

Um in Hückeswagen als „Stadt mit Höherer Stadtschule“ die Mittelschule zu erhalten, wurde – wie schon 1921 – aus finanziellen Überlegungen die 2. Personalunion mit der evangelischen Stadtschule gebildet. Die Mittelschule zog aus dem Schulgebäude Brücke um in das von der katholischen Schule frei gemachte Gebäude Kölner Str. 17. (Hier war auch schon das Simultaneum 1875-1883 untergebracht.) Die Leitung der Städtischen Mittelschule übernahm gleichzeitig der Leiter der evangelischen Stadtschule, Rektor Wilhelm Wienk, der allerdings schon im Februar 1933 plötzlich verstarb.

Die Personalunion zwischen den beiden Schulen blieb bestehen; beide Schulen erhielten jedoch einen „Hauptlehrer“ als eigenen Schulleiter. Die Leitung der Mittelschule übernahm am 1. April 1933 Erich Schulte. Durch verschiedene pädagogische oder auch formale Maßnahmen (so wurden u.a. die Klassenbücher anstelle der Versäumnislisten eingeführt) versuchte der neue Schulleiter, eine Leistungssteigerung zu erreichen und die Akzeptanz der Mittelschule in der Bevölkerung wieder zu erhöhen.

Englisch und Französich hält Einzug – Latain wird vom Lehrplan gestrichen

Mit Beginn des Schuljahres 1937/38 trat für alle Mittelschulen des Landes eine wichtige Änderung in Kraft: durch Erlass wurde Englisch als erste und Französisch als zweite Fremdsprache bestimmt; Latein wurde vom Lehrplan gestrichen. An „unserer“ Mittelschule – immer noch auch „Zubringerschule“ für das Gymnasium – wurde auch weiterhin Latein angeboten.

In den nächsten Jahren stiegen die Schüler zahlen sprunghaft an; besuchten 1939 noch 78 Schülerinnen und Schüler die Schule, so waren es 1941 schon 119 und im Jahr 1943 sogar fast 200 (darunter allerdings 30 evakuierte Gastschüler).

„Nationale Feiertage“, Fliegeralarm und Kriegsgetöse – Schwere Zeiten brechen an

Der Schul- und Unterrichtsbetrieb unterlag in dieser Phase häufigen Einschränkungen und Störungen: u.a. durch die zahlreichen zusätzlichen staatlichen („nationalen“) Feiertage, durch die mehrmals jährlich stattfindende Kartoffelkäfersuche und – mit fortschreitendem Zweiten Weltkrieg – durch immer häufiger werdenden Fliegeralarm (ab Sommer 1943 fast täglich). Außerdem wurden einige Lehrer zeitweise zum Wehrdienst eingezogen und im Januar 1944 acht ältere Schüler sogar als „Flakhelfer“ eingesetzt. Ab September 1944 war ein geregelter Unterricht überhaupt nicht mehr möglich; das Schulgebäude wurde „für Zwecke der Wehrmacht“ in Anspruch genommen. Da die feindlichen Flugzeuge den Luftraum uneingeschränkt beherrschten, mussten alle Hückeswagener Schulen vom 6. Nov. 1944 an geschlossen werden. Teilweise unterrichteten die Lehrerinnen und Lehrer die Kinder in Klein- und Kleinstgruppen im elterlichen Haus. (Ohne Einfluss auf den Unterrichtsbetrieb blieb die Umbenennung der Mittelschulen 1942 in „Hauptschulen“.)

Die Amerikaner marschieren ein – viele Schulakten gehen verloren

Nach dem Einmarsch der Amerikaner am 13. April 1945 in Hückeswagen wurde das Gebäude der Mittelschule von der Militärregierung zum Lager für „DP“ bestimmt (Deplaced Persons, zwangsverschleppte Ausländer). Fast alle Lehr- und Lernmittel sowie wichtige Schulakten wurden vernichtet bzw. gingen verloren. Sämtliche Lehrpersonen wurden durch alliierte „Erziehungsoffiziere“ überprüft; so wurden Rektor Erich Schulte und Dr. Fritz Jeffré zunächst nicht wieder eingestellt.

Am 15. Okt. 1945 konnte unter der kommissarischen Leitung von Frl. Ulbricht der Unterrichtsbetrieb – nach einer kleinen Eröffnungsfeier – endlich wieder aufgenommen werden, nachdem das Schulgebäude unter tatkräftiger Mithilfe von Eltern, Schülern und Lehrern instand gesetzt worden war. Der Neubeginn mit einer Schülerzahl von 149 und insgesamt fünf Lehrkräften gestaltete sich äußerst schwierig. In dem Schulgebäude mit seinen sechs Unterrichtsräumen fehlten entsprechende Fachräume und zweckmäßige Schulmöbel. Es fehlten die Anschauungsmaterialien für fast alle Fächer und es gab keine geeigneten Schulbücher und kaum Schulhefte. Dennoch „hob ein eifriges Lernen an, galt es doch viel Versäumtes aufzuholen“.

Klasse 6 1949
Entlassjahrgang 1949 mit Frl. Ulbricht- Aufnahme Spätsommer 1948

Die ständig wachsende Schülerzahl (1948 betrug sie schon etwa 250) erforderte auch neue Lehrkräfte. Nachdem im Dez. 1945 der Mittelschullehrer Herbert Francke neu eingetreten war und als dienstältester Kollege die kommissarische Schulleitung übernommen hatte, wurden u. a. auch die rehabilitierten Lehrer Erich Schulte (Feb. 1947) und Dr. Jeffré (März 1948) wieder eingestellt. Rektor a.D. Erich Schulte wurde im März 1949 erneut zum Leiter der Schule gewählt; er übernahm dieses Amt zunächst auftragsweise und ab Nov. 1949 wieder endgültig. Das Raumproblem in der inzwischen 9-klassigen Mittelschule konnte nur durch „Schichtunterricht“ der unteren drei Parallelklassen gelöst werden!

Die 125-Jahr Feier und die Gründung des Fördervereins – Der Wiederaufbau beginnt

Das Jahr 1950 war gekennzeichnet durch die 125-Jahr-Feier (am 4. und 5. November), durch die Gründung des „Vereins der Freunde und Förderer sowie ehemaliger Schülerinnen und Schüler“ und durch die Ankündigung, den Neubau der Mittelschule ins Auge zu fassen. In diese Zeit fällt auch die Umbenennung aller Mittelschulen des Landes in Realschulen (Erlass vom 21. März 1951) und die Änderung der Amtsbezeichnung des Schulleiters in Realschuldirektor (Juni 1954); außerdem erhielt die Schule 1954 mit Herrn Kießwetter zum ersten Mal einen stellvertretenden Schulleiter.