Bewegende Begegnung mit einer Zeitzeugin

Unsere Schülerzeitungsredakteurin Michelle berichtet auch über den zweiten Teil der Studienfahrt der Geschichts-AG nach Polen.

An unserem letzten Tag in Oświęcim haben wir uns in zwei verschiedenen Workshops vertiefend mit der Thematik beschäftigt. Eine Gruppe von uns besuchte im Stammlager einen Workshop über die SS. Dort haben die Schülerinnen und Schüler Einsicht in Originaldokumenten bekommen, Berichte von Zeitzeugen gelesen und im Archiv stöbern können. Die andere Gruppe fuhr in ein Kloster unweit des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau in die Kunstausstellung „Dein Weg durch die Labyrinthe“ von Marian Kołodziej. Er war als junger Mann selbst Häftling im KZ-Auschwitz und in seinen Kunstwerken drückt er seine Erlebnisse aus. Im ersten Transport nach Auschwitz gebracht, erhielt er die Nummer 432. Die ganze Ausstellung ist wie ein Zeitstrahl aufgebaut. Es beginnt mit in einem nachgebauten Viehwagon und endet mit der Befreiung des Lagers. Ein sehr bewegendes Bild von ihm fanden wir auf dem Boden, es lag direkt vor dem Ausgang und trug den Titel “PRO MEMORIA“. Der Künstler wünschte sich vor Jahren, dass jeder beim Rausgehen drauftreten soll. Dabei soll man versprechen, dass man dafür Sorge trägt, dass sich Gräueltaten wie in der Zeit des Nationalsozialismus nie mehr wiederholen werden.

Am Nachmittag machten wir zusätzlich eine Stadttour durch das Zentrum von Oświęcim, in dieser sahen wir viele interessante historische Orte und Gebäude, lernten etwas über die lange Vorgeschichte der Juden, die dort lebten und dass heutzutage keine mehr in dem Ort wohnen. Ein wichtiger und gleichzeitig interessanter Ort, den wir besuchten, war eine kleine Synagoge, die Jungs mussten dort eine Kippa tragen.

Nach den Tagen in Auschwitz ging es weiter nach Krakau. In Krakau angekommen, haben wir zunächst eine kleine Tour gemacht und sind abends alle zusammen in ein typisch polnisches Restaurant essen gegangen.

Unser letzter Tag startete früh mit einem sehr rührenden Zeitzeugengespräch. Dort erzählte uns Lidia Maksymowicz ihre Geschichte, wie sie als Dreijährige bei der Selektion im Lager von ihrer Mutter getrennt wurde, wie sie als kleines Kind für die Experimente von Dr. Mengele im Lager missbraucht wurde und etwas zu der Zeit nach ihrer Befreiung. Ein Gänsehautmoment für uns war, als sie uns ihre eintätowierte Nummer (70072) auf dem Unterarm zeigte. Sie berichtete uns ebenfalls, dass sie nach langer Suche im Teenageralter doch noch ihre Mutter in der Sowjetunion fand. Sie blieb jedoch in Polen und gehört heute zu den letzten lebenden Zeitzeugen des Holocausts.

Nach diesem Gespräch haben wir dann alle noch das Museum in Oskar Schindlers Emaillewarenfabrik unweit des ehemaligen Ghettos besucht. Das Museum stellt die Zeit der deutschen Besatzung Krakaus von 1939 bis 1945 dar, beschäftigt sich aber auch mit der Person Oskar Schindler. Die Räume dort waren chronologisch aufgebaut, mit Musik unterlegt, mit unterschiedlicher Bodenbeschaffenheit und Licht, so dass man wirklich das Gefühl hatte mittendrin zu sein. Der Raum mit Hakenkreuzfliesen schockierte uns alle. Es fühlte sich für uns komisch an, darüber zu laufen. Ein wiederum „schöner“ Raum war der mit Bildern von den von Oskar Schindler geretteten Menschen.

Nach all diesen Eindrücken hatten wir Freizeit, viele erkundeten die Stadt Krakau oder setzten sich ins Café, um alles zu verarbeiten.

Zum Abschluss unserer Studienfahrt gingen wir abends nochmals essen, diesmal jedoch typisch jüdisch, im ehemaligen jüdischen Stadtviertel Kazimierz. Es war unserer Meinung nach der perfekte Abschluss mit Live-Musik in dem gemütlichen Raum des Restaurants mit gutem Essen. Der Abend rundete alles ab. Im Anschluss stiegen wir in den Bus und fuhren zurück nach Hückeswagen.