Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern,
„wenn es am schönsten ist, sollte man gehen“, so pflegte meine 87jährige Mutter immer zu sagen, wenn wir Kinder auf einem Fest waren.
An die Worte wurde ich erinnert, als ich im Januar diesen Jahres im Anschluss an das hervorragende QA-Ergebnis von Mitarbeitern des Dezernats 4 Q gefragt wurde, ob ich in ihrem Team mitarbeiten wollte. Ich habe mir die Entscheidung nicht einfach gemacht. Da war zum Einen eine wirklich reizvolle neue Aufgabe und die Möglichkeit einer persönlichen Weiterentwicklung, zum Anderen aber wusste ich auch, was das für die Realschule und auch für Hückeswagen bedeuten würde und auch, von welchen liebgewordenen Dingen ich mich hier verabschieden müsste.
Danach folgte eine Vielzahl von Gesprächen und irgendwann stand die Entscheidung fest, dass ich mich auf die ausgeschriebene Stelle bewerbe. Das Bewerbungsverfahren hat einige Zeit in Anspruch genommen aber nun steht fest, dass ich im nächsten Schuljahr nicht mehr Schulleiterin dieser Schule sein werde.
Ich werde die Zeit hier in Hückeswagen, im „Lehrerhimmel“, wo nicht alles aber doch noch sehr vieles gut ist, in dankbarer Erinnerung erhalten, denn ich war hier gerne Schulleiterin. Ich bedanke mich bei den vielen Eltern, die bei den vielfältigen Festen und Aktionen mit angepackt haben. Ich bedanke mich für die meist lösungsorientierten Gespräche, für die tolle Unterstützung, wenn es um das Aushalten oder Verbessern schlechter Personalsituationen ging, denn davon hatten wir in den letzten Jahren einige. Ich bedanke mich ausdrücklich für die tollen Pflegschaftsvorsitzenden, der ganzen Jahre, die die Schule mit all ihren Möglichkeiten unterstützt haben – auch und gerade in den turbulenten Zeiten der letzten Jahre.
Ich bedanke mich bei den Schülern. Euer tolles Verhalten hat letzten November die Prüfungskomission tief beeindruckt (Ausnahmen bestätigen die tolle Regel ) Ich habe den naturwissenschaftlichen Unterricht an dieser Schule genossen und ich kann mich an viele spannende Stunden erinnern. Und es war immer wieder ein Erlebnis, nach 6 Jahren die Kleinen von damals in Anzug und Ballkleid als fast Erwachsene zu verabschieden (und den einen oder anderen Jahre später mit leuchtenden Augen auf dem Altstadtfest wiederzusehen). Letzeres war immer eines der schönsten Geschenke für mich und meine Kollegen.
Vieles haben wir in den letzten Jahren erreicht, sei es neue Lehrer an die Schule zu holen, die schulpolitischen Unruhen zu überstehen oder die neuen Strömungen von Inklusion, Integration und differenziertem Unterricht und neuer Berufswahlinformation in unseren Schulalltag zu integrieren. Auch durch die Unterstützung des Schulträgers war an der Schule viel möglich, ob neuer Informatikraum, Mensa, oder auch mal eine Finanzspritze für das Orchester, als es eng war. Was bei dem Schulträger nicht mehr „drin“war, machten dann Kooperationspartner wie z.B. die Fa. Pflitsch oder die Sparkasse Radevormwald möglich.
Aber wie gesagt, wenn es am schönsten ist….
Auch wenn ich im nächsten Schuljahr sicherlich noch das ein oder andere Mal unterstützend in der Schule sein werde, heißt es nun bald Abschied nehmen. Ich wünsche der Städtischen Realschule Hückeswagen mit all‘ den dort arbeitenden Menschen von Herzen alles Gute. Es ist eine sehr gut aufgestellte Schule mit tollen, engagierten Menschen. Dies sollte bei den kleinen und großen Problemen und Konflikten des Alltags nicht vergessen und nicht aufs Spiel gesetzt werden.
Es gibt nun eine neue Zeit, für mich – und für die Realschule. Ich verabschiede mich mit einem der schönsten Gedichte von Hermann Hesse:
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen, nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegensenden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!