Es gibt nur sehr wenige Gründe, weshalb man freiwillig in aller Herrgotts Frühe sein Bett verlässt. Einer dieser Gründe hat natürlich mit einer Frau zu tun. Heute war es die Mona Lisa. Sie war umringt von mit Selfiesticks herumfuchtelnden asiatischen Touristen und ehrlich gesagt enttäuschend klein. Aber dafür hat Monsieur Michel uns in einer von Kunst inspirierten Ekstase durch das gesamte Museum geführt … und wir reden hier von einem Museum, das größer als 18 Fußballfelder ist! Es hat sich gelohnt, denn wir sahen spektakuläre Gemälde und Skulpturen, die man normalerweise nur in Filmen sieht, wie zum Beispiel die „Venus von Milo“ und „Nike von Samothrake“. Zudem fanden wir die ägyptischen Sarkophage und Sphinxe echt cool. Nach zwei Stunden konnte Monsieur Michel endlich einen Ausgang finden und wir haben aus Angst, nie wieder herauszufinden, diese Gelegenheit genutzt, das Künstlerparadies zu verlassen. Dann folgte eine Mittagspause, in der alle möglichen französischen Restaurants besucht werden konnten. Nach 20 Minuten trafen wir uns alle zufällig in McDonalds.
Nach der Pause ist es uns zum ersten Mal in der Geschichte der RSHW gelungen, als Gruppe den Triumphbogen zu besteigen. Jeder verfiel in andächtiges, ehrfürchtiges Schweigen beim Anblick der sternförmig angelegten Straßen. Dieser innere Frieden wurde jedoch gestört, wenn man auf die kreuz und quer durcheinander fahrenden Autos hinunterblickte, die um den (unserer Meinung nach) gestörtesten Kreisverkehr der Welt fahren. Hier herrscht keine StVO, nur das Überleben der Stärkeren.
Die Lehrer ließen dann leichtsinnig 21 Jugendliche auf die Avenue des Champs-Élysées los. Wir hatten genau zwei Stunden, um die mit Bäumen gesäumte Prachtstraße zu erkunden und unser hart verdientes Geld in Geschäften wie Disney Store, Sephora, Nike, FNAC, Adidas usw. auszugeben. Es kamen am vereinbarten Treffpunkt einige der Mädchen sogar mit Shoppingtüten von Longchamp und anderen edlen Läden an. Dort erfuhren sie, dass wir uns nun in das nächste Shopping-Mekka begeben: Le Forum des Halles. In diesem mehrstöckigen, unterirdischen Einkaufsparadies angekommen, gaben uns die Lehrer Métro-Tickets und entließen uns in die Freiheit. Dankbar für dieses Vertrauen waren wir alle pünktlich am späten Abend wieder zu Hause, einige von uns deutlich ärmer als vorher.