Weil einige von uns nach sechs Tagen immer noch nicht genug vom Shopping hatten, hat Monsieur Michel uns eine Führung durch das berühmte Kaufhaus „Galeries Lafayette“ angeboten. Dort sahen wir Kleidung, Handtaschen, Parfums und Lebensmittel, die wir uns niemals im Leben leisten werden können.
Eine halbe Stunde später befanden wir uns alle in la Défense, der größte Wirtschaftspol Europas, der eher einem Drehort des nächsten Star Wars-Film ähnelt. Dort bewunderten wir la Grande Arche (nein, das ist nichts Perverses – es bedeutet „der Große Bogen“, es ist nicht so wie ihr denkt!). Um die Ecke entdeckten wir noch etwas Großes: einen 12 Meter hoch, 18 Tonnen schwer, bronzenen Daumen! Die Bedeutung des überdimensionalisierten Kunstwerkes ist bis heute nicht bekannt und Anzug tragende Einheimische finden es völlig normal, täglich an diesem riesigen Körperteil vorbeizugehen.
Gerade als wir uns wohl und sicher fühlten, haben unsere Lehrer es schon wieder getan: Sie drückten uns Métro-Tickets in die Hand und haben sich aus dem Staub gemacht. Den Rest des Tages konnten wir machen, was wir wollten, und dorthin fahren, wohin wir wollten. Nach einigen Minuten leichter Panik und einem Spekulatius-McFlurry haben wir uns entschieden, das gigantische Einkaufzentrum unter unseren Füßen zu entdecken. Andere sind zurück zur Champs-Élysées gefahren, da sie noch nicht genug Handtaschen erworben hatten und weitere wollten eine Karikatur von sich auf dem Place du Tertre in Montmartre zeichnen lassen. Es gab ein paar kleinere und größere Notfälle, aber dank Frau Kalus‘ Kreditkarte, eines Mülleimers und Kühlakkus konnte jedes Leiden überwunden werden.
Unser letztes Abendmahl der Parisfahrt fand im Restaurant „Maison Blanche“ im Quartier Latin statt. Der Chef hat den rustikalen Weinkeller für die RSHW als geschlossene Gesellschaft reserviert, was sich im Nachhinein als sehr vernünftig herausstellte, da einige von uns sehr zu viel Spaß am Abend hatten, insbesondere Monsieur Michel. Wir aßen ein traditionelles Fondue Savoyarde (Käsefondue mit drei verschiedenen Käsesorten) mit Brot, Kartoffeln und Wurstteller. Zu unserer Freude hat sich dieses Jahr niemand irgendein Körperteil verbrannt – alle mit heißem Käse beladenen Gabeln wanderten erfolgreich zum Mund. Auch wenn alle überfressen waren, hielten einige Hardcore-Schüler es für realisierbar, in der nahegelegenen Crêperie „Chez Suzette“ ein Crêpe zum Nachtisch zu verspeisen. Es wird wohl immer ein Rätsel bleiben, wo sie das hingesteckt haben.